Linux-Kernel 2.6.33 freigegeben
Linux-Kernel 2.6.33 freigegeben
Linus Torvalds hat Version 2.6.33 des Linux-Kernels freigegeben, die unter anderem den Nouveau-Treiber und DRBD enthält.
Von Hans-Joachim Baader
Etwas weniger als drei Monate dauerte es auch dieses Mal, die neue Kernel-Version fertigzustellen. Anzahl und Umfang der Änderungen sind in dieser Version ziemlich genau so groß wie bei den beiden vorangegangenen Versionen. Über 11600 Änderungen wurden von Torvalds integriert.
Wie Torvalds anmerkt, sind auch dieses Mal zwei Drittel der Änderungen dem Bereich der Treiber zuzurechnen. Von diesen entfiel die Hälfte auf die experimentellen Treiber im Verzeichnis »staging«.
Die wichtigste Neuerung im Treiber-Bereich dürfte die Aufnahme des freien Nvidia-Treibers Nouveau sein. Die nötige Firmware muss man jedoch aus anderen Quellen beschaffen. Es ist wohl wert, festzuhalten, dass dieser Treiber ohne jede Unterstützung von Nvidia entstand. Da Nouveau noch nicht als stabil gilt, liegt er derzeit im »staging«-Bereich. Als stabil gilt jedoch inzwischen der Radeon-Treiber für ATI-Chips. Beide Treiber unterstützen inzwischen mehr Hardware als ihre proprietären Entsprechungen, und die Unterstützung für ältere Hardware wird für unbegrenzte Zeit fortgesetzt.
Einen weiteren Meilenstein stellt die Integration von DRBD dar. Das Dateisystem Reiserfs erhielt verfeinerte Sperren und benötigt nun nicht mehr den »Big Kernel Lock«. Das Dateisystem ext4 kann nun ext2- und ext3-Dateisysteme mounten, so dass man einen Kernel ohne ext2 und ext3 generieren kann, der trotzdem diese Dateisysteme verwenden kann. Der Device Mapper wurde um ein Target »Snapshot Merge« erweitert. Eine korrekte Implementierung der Flags O_SYNC und O_DSYNC wurde hinzugefügt; O_DSYNC ist in den relevanten Standards optional und war bisher unter Linux nicht implementiert. Das Dateisystem xfs wurde mit zahlreichen Trace-Points ausgestattet.
Paravirtualisierte Xen-Gäste können nun auch unter dem Hypervisor KVM laufen. Das fehlende Mosaikstückchen dafür wurde jetzt implementiert, der Großteil dieser Funktion benötigt jedoch keine spezielle Kernel-Unterstützung. Kernel Samepage Merging (KSM), das Speicher, der in mehreren virtuellen Maschinen verwendet wird, nur einmal allokiert und damit viel Speicher sparen kann, wurde bereits in Linux 2.6.32 implementiert. Nun wurde dazu auch die Möglichkeit geschaffen, diese Speicherseiten in den Swap auszulagern.
Das ftrace-Framework zum Tracen von Code erhielt mehrere Erweiterungen. So können nun mehrere Prozesse gleichzeitig verfolgt werden. Die Filter können mit regulären Ausdrücken arbeiten. Dank des Patchsets für Dynamic Probes können nun außerdem beliebige Trace-Punkte zur Laufzeit gesetzt werden. Dies wird von dem Tool »perf« bereits genutzt, das zudem andere Verbesserungen aufweist.
Die Unterstützung für binäre sysctl-Aufrufe gilt als obsolet, kann aber nicht entfernt werden, solange es noch Programme gibt, die sie nutzen. Die Implementierung wurde jetzt aber radikal reduziert, sie emuliert jetzt die Funktion durch äquivalente Operationen auf /proc/sys.
Auch der »anticipatory« I/O-Scheduler wurde entfernt. Die Entwickler sehen den I/O-Scheduler CFQ als weit flexiblere Alternative, die eine Obermenge der Funktionalität des »anticipatory« I/O-Schedulers bietet. Neu hinzu kamen dagegen der Systemaufruf recvmmsg und ein vereinheitlichter Bandbreiten-Controller für Blockgeräte. Der TCP-Stack wurde um TCP Cookie-Transaktionen (PDF) erweitert, was einen schnelleren und sichereren Verbindungsaufbau bringen soll, wie ihn insbesondere die DNS-Betreiber für DNSSEC benötigen.
Ein interessanter neuer Treiber, der allerdings noch experimentell ist, ist Compcache. Er zweigt einen Teil des RAM ab, um ihn als Swap zu verwenden. Da die Daten in diesem Bereich komprimiert werden, steht effektiv mehr Speicher zur Verfügung. Zwar wäre mit einem echten Swap noch mehr Speicher verfügbar, aber das Lesen und Schreiben von Swap-Geräten ist mittlerweile um das hunderttausendfache langsamer als der Zugriff aufs RAM. Mit Compcache steht etwas weniger Speicher zur Verfügung, aber die Zugriffszeit ist kaum vergrößert. Daneben enthält Linux 2.6.33 zahlreiche neue Treiber, beispielsweise für Neuros OSD 2.0 und die paravirtualisierten SCSI-Treiber für VMware, sowie viele weitere Änderungen.
Eine Liste aller Änderungen enthält das sehr ausführliche Changelog. Die Seite Kernelnewbies.org hat eine übersichtliche Zusammenfassung der Änderungen veröffentlicht. Die aktuelle Version von Linux kann von kernel.org und zahlreichen Spiegelservern in Form von Patches oder tar-Paketen heruntergeladen werden.
Quelle: http://www.pro-linux.de/
Linus Torvalds hat Version 2.6.33 des Linux-Kernels freigegeben, die unter anderem den Nouveau-Treiber und DRBD enthält.
Von Hans-Joachim Baader
Etwas weniger als drei Monate dauerte es auch dieses Mal, die neue Kernel-Version fertigzustellen. Anzahl und Umfang der Änderungen sind in dieser Version ziemlich genau so groß wie bei den beiden vorangegangenen Versionen. Über 11600 Änderungen wurden von Torvalds integriert.
Wie Torvalds anmerkt, sind auch dieses Mal zwei Drittel der Änderungen dem Bereich der Treiber zuzurechnen. Von diesen entfiel die Hälfte auf die experimentellen Treiber im Verzeichnis »staging«.
Die wichtigste Neuerung im Treiber-Bereich dürfte die Aufnahme des freien Nvidia-Treibers Nouveau sein. Die nötige Firmware muss man jedoch aus anderen Quellen beschaffen. Es ist wohl wert, festzuhalten, dass dieser Treiber ohne jede Unterstützung von Nvidia entstand. Da Nouveau noch nicht als stabil gilt, liegt er derzeit im »staging«-Bereich. Als stabil gilt jedoch inzwischen der Radeon-Treiber für ATI-Chips. Beide Treiber unterstützen inzwischen mehr Hardware als ihre proprietären Entsprechungen, und die Unterstützung für ältere Hardware wird für unbegrenzte Zeit fortgesetzt.
Einen weiteren Meilenstein stellt die Integration von DRBD dar. Das Dateisystem Reiserfs erhielt verfeinerte Sperren und benötigt nun nicht mehr den »Big Kernel Lock«. Das Dateisystem ext4 kann nun ext2- und ext3-Dateisysteme mounten, so dass man einen Kernel ohne ext2 und ext3 generieren kann, der trotzdem diese Dateisysteme verwenden kann. Der Device Mapper wurde um ein Target »Snapshot Merge« erweitert. Eine korrekte Implementierung der Flags O_SYNC und O_DSYNC wurde hinzugefügt; O_DSYNC ist in den relevanten Standards optional und war bisher unter Linux nicht implementiert. Das Dateisystem xfs wurde mit zahlreichen Trace-Points ausgestattet.
Paravirtualisierte Xen-Gäste können nun auch unter dem Hypervisor KVM laufen. Das fehlende Mosaikstückchen dafür wurde jetzt implementiert, der Großteil dieser Funktion benötigt jedoch keine spezielle Kernel-Unterstützung. Kernel Samepage Merging (KSM), das Speicher, der in mehreren virtuellen Maschinen verwendet wird, nur einmal allokiert und damit viel Speicher sparen kann, wurde bereits in Linux 2.6.32 implementiert. Nun wurde dazu auch die Möglichkeit geschaffen, diese Speicherseiten in den Swap auszulagern.
Das ftrace-Framework zum Tracen von Code erhielt mehrere Erweiterungen. So können nun mehrere Prozesse gleichzeitig verfolgt werden. Die Filter können mit regulären Ausdrücken arbeiten. Dank des Patchsets für Dynamic Probes können nun außerdem beliebige Trace-Punkte zur Laufzeit gesetzt werden. Dies wird von dem Tool »perf« bereits genutzt, das zudem andere Verbesserungen aufweist.
Die Unterstützung für binäre sysctl-Aufrufe gilt als obsolet, kann aber nicht entfernt werden, solange es noch Programme gibt, die sie nutzen. Die Implementierung wurde jetzt aber radikal reduziert, sie emuliert jetzt die Funktion durch äquivalente Operationen auf /proc/sys.
Auch der »anticipatory« I/O-Scheduler wurde entfernt. Die Entwickler sehen den I/O-Scheduler CFQ als weit flexiblere Alternative, die eine Obermenge der Funktionalität des »anticipatory« I/O-Schedulers bietet. Neu hinzu kamen dagegen der Systemaufruf recvmmsg und ein vereinheitlichter Bandbreiten-Controller für Blockgeräte. Der TCP-Stack wurde um TCP Cookie-Transaktionen (PDF) erweitert, was einen schnelleren und sichereren Verbindungsaufbau bringen soll, wie ihn insbesondere die DNS-Betreiber für DNSSEC benötigen.
Ein interessanter neuer Treiber, der allerdings noch experimentell ist, ist Compcache. Er zweigt einen Teil des RAM ab, um ihn als Swap zu verwenden. Da die Daten in diesem Bereich komprimiert werden, steht effektiv mehr Speicher zur Verfügung. Zwar wäre mit einem echten Swap noch mehr Speicher verfügbar, aber das Lesen und Schreiben von Swap-Geräten ist mittlerweile um das hunderttausendfache langsamer als der Zugriff aufs RAM. Mit Compcache steht etwas weniger Speicher zur Verfügung, aber die Zugriffszeit ist kaum vergrößert. Daneben enthält Linux 2.6.33 zahlreiche neue Treiber, beispielsweise für Neuros OSD 2.0 und die paravirtualisierten SCSI-Treiber für VMware, sowie viele weitere Änderungen.
Eine Liste aller Änderungen enthält das sehr ausführliche Changelog. Die Seite Kernelnewbies.org hat eine übersichtliche Zusammenfassung der Änderungen veröffentlicht. Die aktuelle Version von Linux kann von kernel.org und zahlreichen Spiegelservern in Form von Patches oder tar-Paketen heruntergeladen werden.
Quelle: http://www.pro-linux.de/
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